Diesmal beschäftigen wir uns in der kleinen Nähschule mit dem Thema, wie man am besten einen Papierschnitt auf den Stoff überträgt und in anschließend zuschneidet. Dabei gibt es einiges zu beachten…
Papierschnitt oder Ebook
Es gibt zwei verschiedene Arten von Schnitten: physisch auf Papier oder digital als Ebook. Die Papierschnitte sind in der Regel auf einem großen Bogen gedruckt und zusammengefaltet. Die digitalen Ebooks sind im PDF Format und müssen selbst ausgedruckt werden. Das geschieht wie folgt…
Zuerst muss die PDF-Datei mit dem Programm “Adobe Reader” geöffnet werden. Die meisten haben dieses Programm auf ihrem Rechner. Ansonsten kann es kostenlos hier heruntergeladen werden: https://get.adobe.com/de/reader/. Nach dem Öffnen der Datei schauen, auf welcher Seite das Kontrollquadrat ist und erstmal nur diese Seite mit dem Kontrollquadrat ausdrucken. Mit dem Quadrat wird überprüft, ob der Drucker den Schnitt in der richtigen Größe ausdruckt. Dafür in den Druckeinstellungen drauf achten, dass “ohne Seitenanpassung” bzw. “tatsächliche Größe” ausgewählt ist. Es kann vorkommen, dass beim Ausdrucken darauf hingewiesen wird, dass die Seite für den Druckbereich zu groß ist. In dem Fall die Option “Beschneiden” wählen (um die Originalgröße nicht zu verändern). Bitte nicht “Verkleinern” wählen, denn dann wird der Ausdruck skaliert (Größe wird angepasst). Anschließend auf dem Ausdruck mit einem Lineal überprüfen, ob die angegebene Größe stimmt. Erst dann alle erforderlichen Schnittseiten ausdrucken.
Nun werden anhand der Übersichtsseite (bei den Hummelhonig-Schnitten ist dies der “Schnittmusterplan”) die einzelnen Schnittseiten aneinander gelegt. Hierbei helfen Markierungen. Unsere Hummelhonig-Schnitte haben auf jeder Seite eine Beschriftung was auf der Seite zu sehen ist sowie zusätzliche Passmarken. Diese Passmarken müssen exakt aneinander geklebt werden. Dafür schneidet man an nur einer Seite den Rand bis zu Markierung ab. Auf der anderen Seite bleibt der Rand neben der Markierung stehen. Somit ergibt sich ein Überhang, der als Klebestreifen dient. Also alle Seiten mit Passmarke auf Passmarke aneinander kleben. Wenn es etwas schneller gehen soll, dann kann man auch einen Überhangstreifen lediglich umklappen anstatt ihn abzuschneiden. Spart Zeit ist aber im Ergebnis nicht ganz so “schick”. So wird der Schnitt Seite für Seite aneinander geklebt.
Meistens handelt es sich um einen Mehrgrößenschnitt. Hier sind also mehrere Größen auf dem Schnittbogen. Nachdem die gewünschte Größe ausgewählt wurde können die Schnittteile direkt an den entsprechend markierten Linien abgeschnitten werden. Oder aber der Schnitt wird erst kopiert…
Schnitt kopieren
Es gibt verschiedene Methoden, den Schnitt vom Schnittbogen auf den Stoff zu übertragen. Soll der Schnitt häufiger verwendet werden, empfiehlt es sich, ihn vorab zu kopieren. Außerdem sind die Papierschnitte oft recht unübersichtlich: Schnittteile die sich überschneiden und die vielen verschiedenen Größen können für Verwirrung sorgen – gerade bei Anfängern. Eine Kopie der benötigten Größe bringt also eine bessere Übersicht und der Original-Schnittbogen wird durch ständige Benutzung nicht unnötig strapaziert.
Für das Kopieren des Schnittes kann man z. B. Transparentpapier verwenden. Dies wird auf den Schnitt gelegt und dann wird Schnittteil für Schnittteil die gewünschte Größe abgepaust. Dabei ist es sehr wichtig, nicht in der Größenlinie zu verrutschen. Um dies zu vermeiden hilft es, das Transparentpapier mit Gewichten oder Klebestreifen auf dem Schnittbogen zu fixieren.
Das Transparentpapier besorgt man sich idealerweise auf großer Rolle anstatt als kleinen DIN A4 Block. So ist es einfacher in der Handhabung, weil es immer auf den Schnitt passt und nicht vorher noch zusammengeklebt werden muss. Für das Kopieren empfiehlt sich ein Bleistift um kleine Fehler schnell beheben zu können.
Wer kein Transparentpapier benutzen möchte, kann natürlich auch normales Papier nehmen. Weil man hier nicht hindurch sehen kann (wie bei dem Transparentpapier) legt man das normale Papier unter den Schnitt (nicht auf den Schnitt). Nun mit Hilfe eines Kopierrädchens entlang der entsprechenden Schnittlinien radeln. So werden die benötigten Schnittlinien durchgedrückt und auf dem Papier sichtbar.
Wem das nicht sichtbar genug ist, der kann zusätzlich auch noch Kopierpapier dazwischen legen. Dieses ist im Nähfachhandel erhältlich. Die farbige Seite schaut nach unten und so werden die durchgeradelten Linien farbig.
Beim Abpausen ist es sehr wichtig, alle Details – wie Fadenläufe, Knipse usw. – ebenfalls zu übertragen. Außerdem sollte auf jedem Schnittteil der Name (Bezeichnung) und die Größe stehen.
Auf diesem Bild sieht man das Kopierpapier, welches dann mit der farbigen Seite nach unten unter den Schnitt gelegt wird.
So drücken sich dann die Linien farbig durch.
Papierschnittteile ausschneiden
Nachdem alle Schnittteile kopiert sind, werden sie ausgeschnitten. Vor dem Ausschneiden der Schnittteile muss entschieden werden, ob das Schnittteil mit oder ohne Nahtzugaben ausgeschnitten werden soll. Wir empfehlen, die Nahtzugaben auf dem Papierschnitt anzuzeichnen und dann das Schnittteil inklusive der Nahtzugaben auszuschneiden. Denn auf Papier lässt es sich leichter und genauer zeichnen und man hat die Nahtzugaben immer schon dran – was sehr praktisch ist, wenn man den Schnitt mehrfach nähen bzw. zuschneiden möchte.
Die Schnittteile können natürlich auch ohne Nahtzugaben ausgeschnitten werden. In dem Fall werden die Nahtzugaben erst später beim Übertragen auf den Stoff angezeichnet. Der Nachteil bei dieser Variante ist, dass man auf Stoff nicht so gut zeichnen kann wie auf Papier und dass diese Arbeit bei jedem erneuten Zuschneiden wiederholt werden muss.
Stoff für den Zuschnitt vorbereiten
Der Stoff sollte vor dem Zuschneiden gewaschen und gebügelt werden, um ein späteres Einlaufen zu vermeiden. Nicht nur durch das Waschen sondern auch durch das Bügeln mit Dampf erzwingt man das Einlaufen des Stoffes. So erspart man sich böse Überraschungen, wenn das gerade fertig genähte Teil das erste Mal aus der Wäsche kommt… Das Bügeln sorgt darüber hinaus für ein leichteres und genaueres Zuschneiden. Denn auf glattem Untergrund lässt es sich natürlich einfacher arbeiten.
Wenn das erledigt ist, kann der Stoff “ausgerollt” werden. Dafür benötigt man eine glatte und nicht zu kleine Fläche. Hier kann der Küchentisch genauso herhalten wie der Fußboden. Vorsicht allerdings bei Verwendung eines Rollschneiders – in dem Fall unbedingt eine Schneidematte unterlegen!
Stoff im Bruch oder in ganzer Breite auslegen?
Der Stoff kann entweder in seiner ganzen Breite ausgelegt werden oder aber in den Bruch gelegt werden. In den Bruch legen heißt, den Stoff mittig der Länge nach falten, so dass die Webkanten (die Längskanten/Außenkanten des Stoffes) aufeinanderliegen.
Für welche Variante man sich entscheidet ist hauptsächlich Geschmackssache. Folgende Unterschiede ergeben sich:
Wenn der Stoff in den Bruch gelegt wird, dann müssen rechte und linke Teile (vorausgesetzt sie sind gleich) nur einmal auf den Stoff gelegt werden, denn der Stoff liegt ja doppelt und somit muss nur einmal geschnitten werden (durch zwei Stofflagen). Der Ärmel zum Beispiel, wird dann nur einmal auf den Stoff gelegt und zugeschnitten.
Außerdem sind Schnittteile, die vorne (oder auch hinten) keine Naht haben, in der Regel auch nur zur Hälfte im Papierschnitt abgebildet. Auf dem Papierschnitt steht dann “im Bruch zuschneiden”. Diese Teile werden dann (natürlich ohne Nahtzugabe an der Mitte) direkt an die Bruchkante gelegt. Sie “entfalten” sich dann nach dem Zuschnitt zum Ganzen.
Wird der Stoff in seiner ganzen Breite ausgelegt, dann werden alle Teile, die man zweimal benötigt (wie Ärmel, Hosenbeine usw.) auch zweimal auf den Stoff gelegt. Teile, die im Papierschnitt nur zur Hälfte abgebildet sind (weil sie im Bruch zugeschnitten werden sollen) müssen vorher gespiegelt werden, sodass sie ein Ganzes ergeben.
Weiter geht´s morgen im Teil 2…
Bis dahin,
eure Hummeln